Spätestens wenn man als Unternehmen oder Start Up um Förderungen ansuchen muss, kommt mindestens einmal mit dem Begriff Innovation in Berührung. Förderstellen lieben den Begriff Innovation. Natürlich auch zu Recht. Denn Unternehmen gibt es wie Sand am Meer. Gänzlich neue Produkte sind mittlerweile auch sehr schwer zu erfinden. Es ist ein wenig wie mit der Kunst. Man kann nichts Neues erfinden. Auch wenn jeder auf der Suche nach dem „Next big thing“ ist, 99% der Ideen gab es auf die eine oder andere Weise schon einmal. Meist ist es fast dasselbe, manchmal ist es eine Variation eines Produkts, was es am Markt schon gibt. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob man als Start Up dann überhaupt noch erfolgreich sein kann.
Ja kann man natürlich. Nur weil es ein Produkt schon gibt, heißt das nicht, dass es euer Produkt im Markt nicht schaffen kann. Denn nur weil man der Erste am Markt war, heißt das noch lange nicht, dass dieses Produkt automatisch tabu ist für alle anderen Marktteilnehmer.
Als gutes Beispiel gilt hier Tesla. Elektroautos gibt es mittlerweile seit Mitte 19. Jahrhunderts. En vogue wurden die Fahrzeuge dann ab 1990. Aber auch damals waren Elektroautos Nischenfahrzeuge. Man könnte meinen, dass damals die Technik zu unausgereift war. Aber auch das stimmt nicht, wenn man die Autos von damals mit den ersten Tesla Modellen verglich. Der Horlacher Sport I hatte eine Reichweite von 547 km. Der Tesla 3, welcher ab 2019 am europäischen Markt erhältlich war, hatte eine Reichweite von 430 km. Man könnte argumentieren, dass der Tesla eben ein Tesla ist und dass er besser aussieht und die bessere Technik an Board hat. Ja könnte man, aber in Wahrheit hätten diese Fahrzeuge, genauso wie das Unternehmen genauso in das Nischendasein abdriften können, wie die Fahrzeuge davor. Weder die fortgeschrittene Technik, noch das Aussehen und sich das Charisma von Elon Musk sind hier entscheidend. Tesla wusste sich zu positionieren, es war der richtige Zeitpunkt und die Gesellschaft war bereit für eine Innovation.
Dieses Beispiel zeigt, dass Innovation meist vom Betrachter und von den Kunden abhängt. Das ist natürlich Fluch und Segen. Denn Innovation wird oft nur dann als Innovation gesehen, wenn es den gesellschaftlichen Zeitgeist trifft und nicht den eigenen Werten widerspricht. Innovation ist nicht immer innovativ.
Wenn man diverse Projekte von Förderstellen betrachtet, sieht man viele Produkte, die einen ökologischen Hintergrund haben. Solarpaneele, die eine ganze Wohnung mit Strom versorgen, synthetische Kraftstoffe und Fleisch, das im Labor gezüchtet wird. Keine Frage. Das sind alles innovative Projekte, aber das heißt nicht automatisch, dass alles, was einen ökologischen Hintergrund hat, automatisch als innovativ gilt und andere Projekte, nur weil sie nicht unmittelbar etwas mit der Umwelt zu tun haben, nicht innovativ sein können.
Die vereinten Nationen haben 2015 eine Agenda geschaffen, nachdem bis 2030 17 verschiedene Punkte abgehandelt werden sollten, die zu einer Verbesserung des ökologischen und ökonomischen Verbesserungen führen sollen. Darunter fallen Punkte wie „Keine Armut“, „Kein Hunger“, „Qualitative Bildung“, „Leben unter Wasser“, „weniger Ungleichheiten“ usw. Das alles sind Punkte, welche die UNO beschäftigen und die Bevölkerung betreffen. Innovation ist nicht nur die nächste alternative Energiequelle zu finden. Innovation ist ebenso der Kampf gegen Armut, Ungleichheit und für Bildung.
Wie zeige ich Förderstellen oder Investoren, dass ich innovativ bin?
Investoren und Jurys bei Förderportalen haben natürlich nicht das Wissen über euer Produkt, was ihr an den Tag legt. Weder kennen sie eure Vision noch wissen sie um das Potenzial, dass euer Produkt haben kann. Es ist auch nicht leicht, alles in ein Pitchdeck zu packen. Selbst ein Prototyp zeigt nicht das ganze Potenzial eures Produktes. Manchmal fehlt einfach das eine Feature, dass es braucht um sich am Markt und in den Köpfen der Kunden zu verankern, um zu zeigen, dass ihr (r)evolutionär seid. Hier müsst ihr möglichst präzise sein mit euren Visionen und Formulierungen. Viele Start Ups werden in ihren Pitch Decks entweder zu emotional oder zu generisch und austauschbar. Denkt immer daran, dass ihr an eurem Pitch bewertet werdet. Und wenn eure Präsentation den Anschein erweckt, dass ihr austauschbar seid, zwar eine Idee habt, diese aber nicht umsetzen könnt oder zu kompliziert in eurer Ausdrucksweise seid, könnt ihr weder Investoren noch Förderstellen überzeugen. Habt ihr dagegen eine klare Vision, eine gute Marktanalyse, ein innovatives Business Model und ein tolles Team zum Präsentieren, kann kaum etwas schiefgehen. Auch wenn ihr durch eure Idee nicht die Welt rettet und nicht Elon Musk 2.0 seid, könnte eure Idee „the next big thing“ sein.
Fazit
Bereitet eure Präsentation klar und strukturiert vor, macht euer Pitch Deck verständlich und überzeugend und denkt bei eurem Produkt nicht daran, was es euch bringen soll. Denn eure Teamkollegen braucht ihr nicht zu überzeugen. Versetzt euch in Investoren, Förderstellen und Kunden und welchen Wert euer Produkt aus deren Sicht hat.